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Medien-Infos

Pressemitteilung vom 21. 08. 2006

Pressemitteilung BEGSTAGE 2006:

Erfolgreich verlaufene Überraschungsaktion zum Tag der Deutschen Einheit





Pressemitteilung BEGSTAGE 2006

FAUNA POOR - We don't BÄR it any longer!

Beg-in-Aktionstage vom 07. 09. - 04. 10. 2006

Vor zwei Jahren feierte das u.a. von ver.di und Attac unterstützte Kunstprojekt BEGSTAGE sein Debüt. Sowohl in der lokalen Presse als auch überregional wurde in den letzten beiden Jahren über die provokanten und umstrittenen Aktionen berichtet.

 

Ziel der Initiatorinnen Heike Pauline Grauf und Esme Koslitz war von Anfang an die Bildung eines festen Straßen- und Aktionstheater-Ensembles. Dieses Ziel ist – nach einem vorbereitenden Tagesseminar im Dezember vergangenen Jahres und einem Wochenendseminar mit der Theatertrainerin Esther Weinz aus Kassel –  inzwischen glücklich erreicht. Am 16. Juli wurde die frischgebackene Straßentheatertruppe mit klingenden Gläsern auf den Namen MAULAUF! getauft.

 

Neben MAULAUF!, der Riedener Künstlerin Alexandra Hertlein, dem Märchenerzähler Rafael sowie weiteren (Lebens-)Künstlern und Unterstützern wie dem Untereisenheimer Kulturherbst wird die Bielefelder Straßentheatergruppe Schluck & weg in einer Kooperation mit Attac das diesjährige Aktionsprogramm bereichern. Auftakt ist am 7. September um 13.00 Uhr am Würzburger Obelisk.

 

Das diesjährige Motto im English for Runaways-Stil lautet in etwa übersetzt: »Arme Tierwelt – wir ertragen es nicht länger!« Den Schwerpunkt bilden im Jahr der Würzburger ZEMM-Eröffnung (= neues Tierversuchszentrum) und der Ermordung Brunos vordergründig ganz klar Tierrechtsthemen. So steht mit Unterstützung von Menschen für Tierrechte eine Anti-ZEMM-Aktion auf dem Programm und eine Hommage an Bruno – eine gestraffte Inszenierung von Heines Mammut-Gedicht Atta Troll, das von der Erschießung eines Bären handelt. (16.9. in Untereisenheim, 30.9. in Würzburg.) Das Geniale an Heines Versepos ist allerdings, daß man nie weiß, ob er gerade von Tieren – oder nicht doch von Menschen spricht. Alle Aktionen sollen den Menschen zur Erinnerung führen, daß er selbst ein Tier ist – armes Schwein oder Bestie. Von dahin ist es nur ein Katzensprung zum Schluck & weg-Thema »Mangel und Überfluß« (7. September, 13.00 Uhr, am Obelisk), mit dem sich auch die MAULAUF!s mit ihrem Debütstück »Krieg der Brote« mühelos identifizieren können. Der Mensch ist eine problematische Entwicklung der Natur, die Überfluß produziert und dadurch Mangel erzeugt. Ob die Natur oder das Menschentier es schaffen wird, ein neues Gleichgewicht zu geBÄRen, bevor der Planet Erde völlig in die (den) Mangel genommen wird?

 

BEGSTAGE hat eine formale Konzeptänderung erfahren:

 

1.       Generell soll es mehr Überraschungsaktionen geben, die während des Aktionszeitraums spontan festgelegt werden und ohne großen logistisch-technischen Aufwand auskommen. Dies ist eine Reaktion auf den Umstand, daß maßgebliche BEGSTAGE-Engagierte beruflich flexibel sein müssen oder frisch erwerbslos sind.

2.       Zur Entlastung der AktivistInnen und Optimierung der PR wurde das nonstop schlauchende Wochenprogramm auf ausgewählte Tage einer Monatperiode gestreckt. Selbst das riesige Afrika Festival gibt sich nur 4 Tage am Stück.

 

Gegen das zweischneidige Wachstums-Schicksal des Afrika-Festivals und anderer, die mal klein angefangen haben, wollen Grauf & Koslitz allerdings nach allen Kräften ankämpfen. Sie sind entschiedene Gegnerinnen des Mythos vom Wachstum und haben sich fest vorgenommen, nicht zu expandieren. Das Straßentheater, das die Menschen nicht an einen festen Ort zu sich kommen läßt, sondern zu den bewegten Menschen geht, und das Aktionstheater, das ohne Vorankündigung einfach irgendwo hereinplatzt, bietet die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung dieser Intention.


"FAIRschönerungsverein" verziert Marienkapelle

Obwohl die vier BEGSTAGE-AktivistInnen Heike Pauline Grauf, Esme Koslitz, Walter Gerner und Sängerin Grete bei ihrer Nacht-und Nebel-Aktion zwischen vier und fünf Uhr früh am Tag der deutschen Einheit zweimal von der Polizei kontrolliert wurden, konnten sie ihr Werk unbehelligt zu Ende führen: Während Esme Koslitz und Walter Gerner der Polizei demonstrativ zwei Schilder mit der »Aufschrift Achtung, Kunstaktion!« vor die Nase hielten und die Polizisten mit Flyern versorgten,  erklomm »Till Eulenspiegels Tochter« auf einer von Grete gehaltenen Leiter zwei Buden der Marienkapelle und brachte auf den verspickten Firmenschildern von Brandstetter und Abele 100 Weinbergschneckenhäuser sowie zwei Plakate »Zum Tag der deutschen Einheit 2006« an. Das eine Plakat war mit einem revolutionären Vers von Heinrich Heine zum Thema »Einheit« und »Animalreich« beschrieben, das andere enthielt folgenden Text:

 

»Schnecken mögen spitze Ecken,

Tauben bleiben daran stecken!

FAIRschönerungsverein Würzburg

SPASS für ALLE in Würzburgs Innenstadt!«

 

Die FAIRschönerungskünstlerInnen waren nach getaner Arbeit so fasziniert von der filigranen Ästhetik der behausten Spitzen, daß sie nun beabsichtigen, die Geschäftsleute davon zu begeistern, alle Spicker von Würzburg mit Weinbergschneckenhäusern zu »entwaffnen«. Die teuren spitzen Ungetüme dienen der so militanten wie nutzlosen Abwehr der Tauben. Die friedlichen und harmlosen Tiere sind nämlich so ortstreu, daß sie sich lieber verkrüppeln lassen als ihre Heimat aufzugeben. Krieg und Vertreibung ist aber nach Meinung der BEGSTAGE-AktivistInnen weder bei Mensch noch bei Tier eine Lösung – sondern  nur Kreativität. (HPG)