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BeNarO


Selbstverständnis der L'Art pour L'Art-Initiative BeNarO für alle potentiellen UnterstützerInnen:


Auch Künstler brauchen Häuser



Sehr geehrte Damen und Herren,

 

im August 2004 sind wir - die Initiatorinnen des Kunstprojekts BEGSTAGE - mit einer ungewöhnlichen Kulturschutz-Kampagne zum ersten Mal medienwirksam an die Öffentlichkeit getreten.

 

Wir möchten Sie hiermit bitten, unserem Maskottchen »Beggie« einen kleinen Werbe-Platz in Ihren Häusern einzuräumen, damit noch mehr Menschen Gelegenheit bekommen, mit unserer Idee Bekanntschaft zu machen und uns ideell oder finanziell zu unterstützen.

 

 

Zu unserer Rechtsform

 

BEGSTAGE und die daraus entsprungene L'Art pour L'Art-Initiative BeNarO (BettelNarrenOrden) ist ein Projekt der Abteilung Aktionskunst der Würzburger Künstlerinitiative Salon 77 e.V., die auf eine 28-jährige Vergangenheit als eingetragener gemeinnütziger Verein zurückblicken darf. Dadurch sind wir berechtigt, Spenden in Empfang zu nehmen und sonstige gemeinnützige Vereinsgeschäfte zu tätigen. Ein  Konto der Würzburger Künstlerinitiative Salon 77 ist unserem Projekt zur Verfügung gestellt. (Sparkasse Mainfranken Würzburg,  Kto.-Nr.: 433 641 65, BLZ 790 500 00, Verwendungszweck BEGSTAGE.)

 

 

Was wir tun und was wir wollen

 

Unser künstlerischer Schwerpunkt liegt im Performance-, Aktions- und Straßentheaterbereich, der durch neue, aber auch in Vergessenheit geratene und wiederaufgenommene Strömungen derzeit weltweit einen lebhaften Aufschwung in tausenderlei Facetten erfährt.

 

Das Markenzeichen und die sine qua non der L'Art pour L'Art-Initiative BeNarO sind - mit traditioneller Anbindung an den heiligen Franziskus von Assisi, selbsternannter »Narr Gottes« und einstiger Begründer der Bettelorden -  einfallsreiche Bettelaktionen: Betteln als eigene Kunstform.

 

Unser Nahziel ist die Vernetzung und kreative Zusammenarbeit mit anderen Kunst- und Kulturschaffenden, besonders Außenseiter-Existenzen, die gegen marktwertgesteuerte und modegerechte Formen des Mainstream anschwimmen. Unabdingbar ist für uns aber noch mehr die Zusammenarbeit mit etablierten und aufstrebenden Organisationen aus dem Natur-, Tier-, Menschen-, Umwelt,- Verbraucher-, Arbeits-,  Denk-Mal- und Gesundheits-Schutz.

 

Unser Fernziel - unsere »Vision« - ist keine ferne Utopie, sondern eine gerettete Erde, damit ein Phänomen wie Kunst in Zukunft überhaupt noch möglich sein kann.

 

Dazu brauchen wir lebenserhaltende Öko-logie und Öko-nomie. Unser heutiges Schlagwort »Öko« stammt aus dem griechichen »oikos« und bedeutet eigentlich »Haus«. Gemäß unserem Slogan »Auch Künstler brauchen Häuser«, der die Schnecke und ihr Haus zitiert,  haben wir ein besonderes Augenmerk auf Häuser - u.a. leerstehende Häuser, aus denen das Leben ausgezogen ist, weil niemand Zeit oder Geld in sie investieren will. Sofern sie nicht mit irgendwelchen Giften verseucht sind, wäre es gleichermaßen unökologisch und unökonomisch, sie zu entsorgen oder sie zu zerstören. Aus diesem Grunde haben wir - ein erstes Ergebnis unserer Vernetzungsarbeit - mit anderen »öko«-logisch interessierten Würzburger Organisationen bei der Stadt Würzburg um die mögliche sinnvolle Nutzung leerstehender Häuser im Eigenbesitz der Stadt nachgefragt. Als Antwort wurde uns ein »oikos« - ein Haus - in Aussicht gestellt.

 

Dieses Haus mit anderen Gleichgesinnten in eine »Ökumene« - in ein »bewohnten Haus« - zu verwandeln, ist für uns ein erster Schritt zur Verwirklichung neuer Ökologien. Zudem wäre es ein erster Erfolg unserer Kampagne gegen die drohende Obdachlosigkeit in Kunst und Kultur. Mit der Adoption von Beggie unterstützen Sie auch dieses soziokulturelle Projekt.

 

 

Philosophischer Beg-ground

 

Unser Entwurf einer heileren Welt geschieht aus dem ganzheitlichen Gedanken eines noch nicht geschaffenen KULTUR-SCHUTZES heraus, der »von Haus aus alles in allem sieht«. (So der Sub-Text zu unserem Slogan: »Auch Künstler brauchen Häuser«.)

 

»Kulturschutz« ist bislang kein idiomatischer Begriff. Eher ist es den offenen und versteckten Gegnern von Kultur - allen voran Gedankenlosigkeit, Maßlosigkeit und Egoismus - immer wieder gelungen, erfolgreich ihre Empfängnis zu verhüten oder sie aufs Schwerste zu verletzen. Wäre es anders, könnte die Spezies Mensch nicht kurz vor der drohenden Selbstausrottung und der Verwüstung des Planeten Erde stehen. Kultur bedeutet nämlich ursprünglich nichts Kompliziertes und Abgehobenes, das nur der Intellektuelle rafft (!), sondern nicht mehr und nicht weniger als »PFLEGE«.

 

Mit dem Wortspiel und Motto »MEDICUS MENDICUS« (»Der Bettler als Arzt«) wollen wir die Heil-KUNST auch in Kunst und Kultur zur Anwendung bringen und gleichzeitig Vorsorge treffen, daß beide - sowohl Heil-KUNST als auch Kultur - nicht immer wieder zu korrumpierten und machtbesetzten Verfallsformen verkommen, die als Instrumente des herrschsüchtigen und destruktiven Kapitalismus mißbraucht werden können.

Zu diesem Zwecke bedienen wir uns der Gestalt des Bettlers, die historisch Schwäche, Entwürdigung, Demut, Ohnmacht, Schamlosigkeit, Unscheinbarkeit symbolisiert, aber auch - gerade in der von uns hergestellten Verbindung mit dem Archetypus des androgynen Narren - Aufmüpfigkeit, Freiheit und Heiligkeit. Vor allem aber ist der Bettler vom griechischen Mythos bis zum Märchen der Gebrüder Grimm die irdische Inkarnationspräferenz der Götter, was unter der Oberfläche der heimlichen Kontrollmöglichkeit bedeutet, daß das schöpferische Prinzip sich durch das Bitten erst verwirklicht. Die Menschheit hat sich allzuoft vorgemacht, Gott wäre ein allmächtiger Vater, zu dem man bitten müßte oder gar bitten könnte. In Wahrheit ist Gott das ungeborene Kind. Gott ist das Nichts, das der stumme Narr - das archetypische Kind - symbolisiert. Es bittet den Menschen als dessen innerste und verborgenste Sehnsucht um Zeugung und Sein. Die scheinbar tragische Armut des »Armen Poeten« ist schicksalhaft und unausweichlich: Der Künstler, der aufhört, ein Bettler und »Habe-Nichts« zu sein, ist nicht länger Künstler. Wenn Frau WELT sein Bitten nicht erhört, ist es um ihn geschehn - den GOTT: Wer aber vor dem Nichts steht, hat Abgrund genug, sich voll ins Zeug zu legen. Eros, das Kind von Reichtum und Armut, wird erst geboren, wenn seine Mutter, die Bettlerin, den Reichtum übermannt. Nach dem Bericht der Diotima in Platons Gastmahl tat Armut dies heimlich und mit List, als Reichtum, der Sohn der Klugheit, von Nektar trunken war. Armut war also noch klüger als Reichtum. Das menschliche Gesetz mag seine eigene Meinung bezüglich unangemessener Formen der Bettelei haben - doch die Götter und Göttinnen, allen voran die griechischen, haben sich schon immer auf die Gratwanderung zwischen Verführung und unwiderleglicher »Über-Zeugung« verstanden. Um ehrlich zu sein, haben sie - im Gegensatz zum christlichen Teufel, der Unmengen an Werbeetat verschlingt - die Verführung eigentlich meistens ausgelassen. (»Göttliche umarmen schnell.« Rainer Maria Rilke, Eros) Darum sagt wohl das Sprichwort auch, man müsse manche Menschen zu ihrem Glück zwingen. Viel zutreffender ist aber, daß man gewisse Menschen zum Glück der andern zwingen muß. Wenn dabei dann nicht Krieg, Raub, Mord und Totschlag herauskommen, sondern nur »sanfte Gewalt« zum Wohle aller, dann sollte das menschliche Gesetz dem göttlichen entwaffnet weichen.

Wer aber ist dieser EROS - die »sanfte Gewalt«, die das Licht der Welt erblickt, wenn der Vater Reichtum von der Mutter Armut übermannt wird? Eros ist der kleine Gott, der zum rechten Zeitpunkt Pfeile abschießt und mitten ins Herz trifft, ohne zu töten, um alle, ob reich, ob arm, zu einen, bis der Androgyn geschaffen ist, der immer beides zugleich ist, und alle Gegensätze in sich vereint.

 

Darum ist die pfeilschießende Weinbergschnecke unser großes Symbol: Denn sie, die Spiralhäusige, die völlig friedliebend, hochsensibel, einzigartig liebesfreudig, vegetarisch und oftmals in paradiesische Trägheit versunken, fern von jeder Gewinnmaximierung, ihr leises Leben führt, ist von Natur aus androgyn. Wir aber brauchen dazu ihr Haus der Kunst.

 

 

Save Our Snail-Soul: Beggie is born!

 

So viel, ganz kurz angerissen und im Zeitraffer, zur Entstehung des »Bettelnarren-projektes« und zur Geburt der Bettelschnecke »Beggie«, meine Damen und Herren. Sie werden es uns sicher nachsehen, wenn wir an dieser Stelle den Mythos verlassen und unser Schicksal, das auch das Ihre und das all der anderen ist,  Ihnen - oder Ihren guten Taten - überlassen. - »Leben wand sich, Schicksal ward geboren. Und im Innern weint ein Quell.« (Rainer Maria Rilke, Eros)

 

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf dem Weg zum Bettel-Mehr

 

 

Heike Pauline Grauf & Esme Koslitz

www.fool-time.net